Alles ist schrecklich und mir geht’s nicht gut

Wichtige Fragen bevor du aufgibst*
(Nicht nur für Corona-Zeiten)

(Keine zwei Menschen sind gleich, bitte verändere diese Liste je nach deinen eigenen Bedürfnissen, Fähigkeiten, und Resourcen.)

Hast du genug getrunken? Wenn nicht, dann trink jetzt ein Glas Wasser.

Hast du in den letzten drei Stunden gegessen? Wenn nicht, dann hol dir was zu essen – am besten was mit Eiweiß, nicht nur einfache Kohlenhydrate. Vielleicht Nüsse oder Hummus?

Heute schon geduscht? Wenn nicht, dann dusche jetzt gleich!

Heute schon die Beine bewegt? Wenn nicht, dann mach das jetzt gleich. Trotz Ausgangsbegrenzung sind Spaziergänge in der Familie explizit erlaubt und sinnvoll!

Hast du heute schon jemand anderem ein Kompliment gemacht? Tu das jetzt gleich egal ob online oder dem Mitbewohner. Nimm dir Zeit, nachzudenken, was du an dieser Person wirklich toll findest. Und dann sag es ihr. Das tut euch beiden gut.

Hast du dich heute schon zu Musik bewegt? Musik und Bewegung sind gut für die Seele, besonders zusammen. Tanz dein Lieblingslied durch und lade den Rest der Familie / WG ein!

Hast du in letzter Zeit mit deiner Therapeutin oder Seelsorger gesprochen? Wenn nicht, dann halte bis zum nächsten Besuch durch und rede mit ihr über alles. Wenn du keinen Therapeuten hast, könnte es sich lohnen mal drüber nachzudenken einen zu besuchen.

Nimmst du Medikamente? Hast du diese in den letzten Wochen geändert? Z.B. vergessen sie zu nehmen, oder die Marke geändert? Wenn ja, kann das deinen Kopf und Hormonhaushalt durcheinanderbringen. Gib dir ein paar Tage Zeit, und rede mit deinem Arzt falls das Problem anhält.

Falls es hell ist: Bist du angezogen? Wenn nicht, dann zieh jetzt saubere Sachen an (Schlafanzug zählt nicht!) Erlaub dir, was besonderes anzuziehen, z.B. ein lustiges T-Shirt, oder ein schönes Kleid.

Falls es dunkel ist: Bist du müde und erschöpft, willst aber nicht ins Bett gehen? Zieh dir jetzt deinen Schlafanzug an, mach es dir im Bett bequem mit einem Kuscheltier und entspannender Musik. Schließ die Augen für eine Viertelstunde – ohne Handy oder andere Bildschirme. Wenn du danach noch wach bist, darfst du wieder aufstehen: kein Druck.

Fühlst du dich ineffektiv? Hör jetzt sofort mit dem auf, dass du gerade machst, und erledige jetzt gleich eine kleine Aufgabe: vielleicht auf eine Email antworten, Geschirr spülen, oder die Waschmaschine beladen. Geschafft? Gut gemacht!

Fühlst du dich unattraktiv? Mach jetzt ein Selfie und schick es deinen Freund/innen! Sie werden dich daran erinnern, wie toll du aussiehst. Das ist dein Beitrag dazu, gesellschaftliche Schönheitsideal zu verändern!

Kannst du dich nicht entscheiden? Nimm dir zehn Minuten um einen Plan für den Tag zu erstellen. Wenn eine bestimmte Entscheidung dich weiterhin lähmt, dann ignorier sie für den Augenblick und tu etwas, dass sich machbar anfühlt. Jetzt geht es darum, die Blockade zu überwinden, egal wie.

Standest du in der letzten Zeit unter großer Belastung: körperlich, seelisch, sozial oder intellektuell? So was kann einen mehrere Tage später noch beschäftigen. Erlaub dir, in diesem Lebensbereich eine Pause einzulegen, indem dich z.B. weniger bewegst, Zeit alleine verbringst, oder einfach etwas machst, das dir Spaß und Freude macht.

Hast du eine Woche abgewartet? Manchmal (insbesondere in einer Krise) nehmen wir die Welt nicht ganz richtig wahr. Und meistens merken wir gar nicht, und es gibt auch nicht immer einen klaren äußeren Grund dafür. Das passiert einfach. Mach einfach eine Woche weiter, irgendwie, und schau wie es dir danach geht.

Du hast es schon soweit geschafft, und du wirst auch dies bestehen.
Du bist stärker als du denkst.

24-Stunden-Hotline für Krisensituationen:
Tel.: 0800 / 11 10 111
Tel.: 0800 / 11 10 222

Copyright Sinope (eponis.tumblr.com), 2015. Creative Commons Attribution 4.0 International License
Original http://eponis.tumblr.com/post/113798088670/everything-is-awful-and-Im-not-okay-questions-to
Übersetzung von Benjamin Isaak-Krauß, Mennonitengemeinde Regenburg zur gegenseitigen Hilfe

Jetzt auch als PDF und JPEG zum Ausdrucken (danke an Rianna Isaak-Krauß für die Gestaltung!)

*: Diese Liste habe ich vor Jahren auf einem Workshop erhalten. Seitdem hängt sie an unserem Kühlschrank und ich schaue fast jeden Tag darauf und mache mindestens eines der Dinge auf der Liste. Eigentlich hatte ich die Liste schon zu Beginn des ersten Lockdowns im März übersetzt, kam dann aber nicht dazu, sie zu veröffentlichen.
Jetzt kommt der Winter, für viele Menschen auch ohne Corona eine schwere Zeit. Ein Grund bewusst auf die eigene psychische Gesundheit zu achten und auch andere daran zu erinnern.

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