Konflikttransformations-Dreisatz

Ich höre immer wieder die Verweise auf die 80 Prozent von Russinnen und Russen, die Putins Kurs unterstützen. Was mich dabei immer wieder wundert ist, wie wenig Menschen, das gewaltige Potential in dieser Zahl erkennen.
Also hier ein drei Aussagen, denen wohl die meisten zustimmen würden:

1. Russland ist ein autokratisches System, indem Dissens schnell und brutal bestraft wird.

2. Die Medien in Russland sind hochgradig kontrolliert und werden gezielt für Propaganda über Kriegsgrund und -verlauf genutzt.

3. 100-80 = 20%

Wenn sich 20% der Menschen in Russland dennoch unter diesen Bedingungen trauen ihre Zweifel am Kurs der Regierung irgendwie zu äußern, dann ist das wirklich erstaunlich!

Dazu kommt: (empirisch abgesichert durch die Studie von Chenoweth & Stephan, wie ich in der Eule ausgeführt habe)

4. der historische Vergleich zeigt, es braucht nur 3-4% der Bevölkerung, die sich aktiv an Formen des gewaltfreien Widerstands beteiligen, um einen Regime Change zu erzwingen.

Wie jemand beim Panel zu zivilem Widerstand in der Ukraine und der Region sagte: „Diktatoren haben normalerweise eine Zustimmungsrate von 99% – bis zu dem Tag, an dem sie stürzen.“https://www.youtube.com/watch?v=CcttVAA-_-0

Ich sage das nicht, um Menschen in Russland zu idealisieren, oder ihre Untätigkeit zu rechtfertigen (obwohl die Kosten für Widerstand in Russland natürlich viel höher sind als sagen wir für zivilen Widerstand in der BRD), sondern um Potentiale aufzuzeigen, die es zu stärken gilt.

Wem nützt dieses ganze Gerede von der russischen Kollektivschuld?
Hilft das den Menschen in der Ukraine, oder irgendwo?
Oder ist das einfach nur eine emotionale Reaktion, die letztlich die Konflikteskalation nur weiter vorantreibt?

Ein Kommentar

  1. Oh, wie bin ich froh über solche Gedanken. Manchmal fühle ich mich als ’naive Pazifistin, die Menschen in Lebensgefahr mit Gebeten daherkommt statt mit physisch- gewaltigen Schutzaktionen.‘
    Und ja, in mir sind auch Zweifel, vor allem aber der wiederholte Aufschrei: Gewalt kann nicht die befriedende Antwort auf Gewalt sein. Wenn wir Gewalt säen, ernten wir keinen Frieden. Es braucht neue Wege, neue Gedanken.

    Besonders von denen, die im Namen Jesu sprechen und handeln, erwarte und erhoffe ich mir Gedanken wie diese zum zivilen Widerstand, zur Kraft des Gebets und der Kraft der Gemeinschaft Gleichgesinnter- „wenn 2 oder 3 sich in meinem Namen versammeln, bin ich mitten unter ihnen.“ . Netzwerke stärken bzw bilden. Gibt es konkrete Tipps, um zivilen Widerstand in Russland und der Ukraine zu unterstützen?

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