Survival überlebt!

Am 1. August trafen sich sechzehn saubere Menschenkinder, um im Verlauf einer Woche immer dreckiger zu werden – und um eine Woche lang ohne Strom, fließend Wasser und den ganzen Schickschnack zu leben.

Das raue Überleben begannen wir mit Brötchen, Marmelade und Trinkjogurt auf der Neu-Dahner Burgruine. Danach wurden erstmal Verpflegung, Kochutensilien und ähnliche Zivilisationsübereste auf alle Gruppenmitglieder verteilt. Da ich unbewusst auf Besteck und anderes verzichtet hatte, konnte ich unter anderem drei Kilogramm Reis aufnehmen – hätte ich etwas nachgedacht hätte ich 750 Gramm Milchpulver genommen, was dasselbe Volumen hatte. Dazu kam dann noch der ZEHN Liter Wassersack; warum nahm ich den, wo es doch auch VIER Liter Wassersäcke gegeben hätte?

Nachdem alles verteilt war, ging die Wanderung los. An einem Aussichtspunkt stimmten wir uns ein und dann liefen wir durch den Pfälzer Wald und liefen weiter durch den Pfälzer Wald und weiter…

Das Tolle an der Natur ist, das alles gleich und verschieden zur selben Zeit ist: Ein Baum sieht aus, wie der andere und dennoch sind alle unterschiedlich. Erst nach einer Weile gewöhnten sich meine Augen daran, dass nichts mit grellen Farben ihre Aufmerksamkeit heicht. Ich erkannte verschiedene Grünschattierungen und Blattformen.

Nach einer Ewigkeit kamen wir an den Hohlen Felsen an, einer Gesteinsformation mit großen Überhängen, die unser Nachtlager bildeten. Das beste Gefühl war den Rucksack abzusetzen und ihm Laub einzuschlafen.

Doch es ging weiter, wir mussten Feuerholz sammeln, kochen und unsere Lagerstätte herrichten. Ein vorzügliches Essen später wollten wir eine Anbetungszeit haben, aber seltsame Käfer-Fliegen-Monster, die keinerlei Respekt vor unserer Privatsphäre hatten flogen uns in Ohren, Augen, unter Kleidung und auf der Haut herum.

So legten wir uns auf unsere Matten, um morgens mit seltsamen wässrigen Blasen zu erwachen. Was das war ist immer noch unklar, wahrscheinlich eine Naturallergie (eine unglaubwürdige Theorie spricht von reizenden Raupenhaaren). Wir mussten weiter und so ähnlich verliefen alle Tage – manchmal wuschen wir uns in Bächen und Seen, oder spielten ein Gruppenspiel, das wir gut meisterten, da wir gut zusammen konnten.

Es war eine existenzielle Erfahrung für mich, alles selbst zu tragen und so von dem Rest der Gruppe abzuhängen. Ständig dachte ich darüber nach, was ich hätte zu Hause lassen können und freute mich, wenn es „mein“ Essen gab, also das, was ich im Rucksack trug.

Die Themen waren sehr ansprechend und ich fühlte mich zum ersten Mal auf einer juwe-Freizeit geistig herausgefordert weiter über Dinge wie „einfaches Leben“, „Verzicht“, „Naturschutz“, „Frieden stiften“ nachzudenken.

Großartige Gespräche ergaben sich beim Wandern, aber wir konnten auch in Stille die Schöpfung genießen, oder singend durch die Wälder streifen. Zusammen sangen wir „Viele kleine Leute“ und dachten über den bedeutsamen Text nach.

Gegen Ende der Freizeit übernachteten wir nur noch auf Burgen, wo uns auffiel, dass Burgen ein Instrument der Gewalt und Unterdrückung waren – fern ab von der romantischen Perspektive Prinz Eisenherzes. Doch sie haben die Zeit nicht überdauert und Gottes Schöpfung erobert sie zurück und sprengt die Festen durch die langsame Kraft von Graswurzeln und der Sprengkraft von Eis.

Eine Nacht schlief ich in einem selbstgebauten „Laubschlafsack“, es fehlte aber Laub, weshalb ich den größten Teil der Nacht zitternd da lag und ungewollt die Schönheit einer Nacht im Wald erfuhr.

Am Samstag den achten schließlich beendeten wir das Überleben schrittweise auf zwei Burgen, zuletzt auf Burg Fleckenstein, wo wir ein üppiges Frühstück aßen, ich aß gefühlt soviel wie die ganze Woche.

Jetzt bin ich schon eine halbe Woche zu Hause und brauchte so lange diesen Artikel zu schreiben; ich hätte gerne länger überlebt.

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