Ich habe leider schon einige Europa- und auch Weltmeisterschaften erleben müssen. Die Idee ist mehr oder weniger immer die gleiche. 22 Männer jagen eine Lederkugel im Namen ihrer Nation, mit der sie eigentlich so gut wie nichts mehr gemeinsam haben, da sie normaler Weise in anderen Ländern wohnen und dort einer Lederkugel hinterher rennen und dafür unverschämt viel Geld kriegen arbeiten.
Das ganze scheint alle Menschen in meiner Umgebung brennend zu interessieren: Feministinnen vergessen schlagartig, dass sich Sexismus auch darin zeigt, dass Männerfußball viel mehr gefördert und wertgeschätzt wird als Frauenfußball, Antinationalisten schwenken Fahnen, als ob wir nie schlechte Erfahrungen mit dem Fiebern nach dem Endsieg gehabt hätten (es bleibt aber ein enormer Fortschritt, wenn sich 22 Männer für neunzig Minuten prügeln, als Millionen über mehrere Jahre). Die ansonsten ach so ökologisch bewussten Menschen hängen sich hundert Deutschlandflaggen ans Auto und verbrauchen damit 0,5l/100km/Fahne mehr Treibstoff und kaum verhüllter Fremdenhass gegen bessere Mannschaften (siehe Italien vor vier Jahren) wird wieder salonfähig. Was will man mehr?!
Aber es wird noch besser. Ein jede/r Bürger/in kann nun seine/ihre nationalen Stolz zeigen, indem er/sie munter McWraps vertilgt, oder sinnlos teure und unsagbar hässliche Deutschlandhüte, -brillen, oder -dreadperücken kauft. Streng logisch – schließlich braucht die Nation unseren dauernden Konsum.
Heute bin ich über eine besonders sinnlose Werbung gestolpert: Weltmeisterlich gegen Warzen. Genau das, woran ich bei der WM denke.