Großes Wasser – Teil I

Hier kommt der erste Teil meiner epischen Erzählung meines Ausflugs zum Großen Wasser (das bedeutet Iguazu)

Seit einiger Zeit hatte ich geplant, am verlängerten Wochenende des 1.Mai bis 3.Mai die Iguazuwasserfälle zu besuchen, was man unbedingt machen muss, wenn man Paraguay besucht, auch wenn sie gar nicht im Land selbst liegen.
Ich wollte nicht alleine reisen, zum Einen weil es langweilig ist, zum Anderen, weil es sicherer ist mehr als einer zu sein und außerdem wollte ich so meine Freunde besser kennenlernen. Zunächst hatte ich – ohne Erkundungen über die Kosten einzuziehen – zwei Jugendliche aus der Gemeinde, mit denen ich mich sehr gut verstehe eingeladen, weil sie es sich von selbst wohl niemals hätten leisten können.
Als ich dann anfing mich zu informieren, blieb mein Mund erstmal offen stehen und als ich mich von dem Schock erholt hatte stand ich vor dem Problem entscheiden zu müssen welchen von den beiden ich ausladen würde, weil ich immer noch gerne zumindest einen mitnehmen wollte, was mein Budget auch noch aushalten konnte.
Schließlich beschloss ich denjenigen auszuladen, der zum einen auch an Geschichte interessiert war, weil ich dann mit diesem später zu den Jesuitenreduktionen bei Encarnación fahren könnte, und dessen Eltern getrennt lebten, weil man als Minderjähriger für die Ausreise (die Fälle liegen in Brasilien und Argentinien) ein offizielles Dokument braucht, auf dem die Unterschriften beider Elternteile stehen müssen und das sowieso schon schwierig genug zu kriegen ist. Er nahm es zum Glück sehr gut auf und nannte sogar selbst das Argument, dass es für ihn schwerer sei, die Ausreisegenehmigung zu bekommen.
In der Woche vor dem Ausflug holte ich dann die letzten Informationen ein und fand sogar noch einige Möglichkeiten Geld einzusparen – wie zum Beispiel mit dem Bus nur bis nach Ciudad del Este fahren, was die Grenzstadt mit Foz de Iguazu ist, der Touristadt, wo ich auch eine Jugendherberge gefunden hattte, bei der wir billig unterkommen könnten, sodass ich am Ende fast den zweiten wieder einladen wollte, es aber zu kurzfristig war und es immer noch teuer war.
Während der Vorbereitung wurden noch andere Probleme aus dem Weg geschafft, beispielsweise teilte mir meine Mutter meinen PIN mit, damit ich in Brasilien Geld abheben konnte und nicht umständlich tauschen musste.
Die einzige Unsicherheit war, ob Carlos (so werde ich ihn hier nennen, einfach nur um seine Privatsphäre zu schützen) sein Ausreisedokument erhalten würde. Zuerst sah es so aus, als ob es zu viel Geld für die Familie kosten würde, ich bot an diese Kosten auch zu tragen, dann bekamen sie den Tip, dass man es in Asunción umsonst machen lassen könne – am Donnerstag, dem Tag unserer Abreise, rief er mich schließlich an und teilte mir mit, er habe alles.
Er kam abends zu uns nach Haus und wir vertrieben uns die Zeit bis halb zwölf als Robs uns endlich zum Busbahnhof fuhr. Wir kauften Tickets, rannten zu unserem Bus, der schon abfahren wollte, und ich schlief fast die ganze fünfstündige Busfahrt.

Es war noch dunkel, als wir um fünf Uhr ankamen, weswegen wir uns auf eine Bank im Busbahnhof setzten und eine Tafel Schokolade zum Frühstück aßen. Gegen sechs wurde es schon heller und wir machten uns mit unserer ausgedruckten Karte auf den Weg nach Foz de Iguazu.
Als wir ungefähr einen halben Kilometer gelaufen waren, fing Carlos plötzlich an nervös seine Taschen zu durchsuchen und als ich ihn fragte, was los sei, erwiderte er, er suche seinen Ausweis!
Wir setzten uns an den Rand der Straße und durchsuchten all seine Sachen, aber wir fanden es nicht. Ich schlug vor zu beten, was wir dann auch machten aber auch danach war der Ausweis nicht im Rucksack, oder in seinen Taschen. Was sollten wir nun tun? Zurück zum Terminal (=Busbahnhof). Dort fragten und schauten wir nach unserem Bus, aber er war schon weg und es war nichts abgegeben worden. Man sagte uns, wir sollten zur Werkstatt der Busfirma gehen. Also liefen wir dorthin, verirrten uns ein wenig, verloren unsere Guampa, sodass wir den ganzen Tag keinen Schluck Teréré trinken konnten (!), und liefen an den ärmsten Leuten, die ich bis jetzt sah, vorbei, die wirklich auf der Straße lebten und gerade Klebstoff schnüffelten, weswegen sie uns in Ruhe ließen. Irgendwie fanden wir die Werkstatt schließlich, aber der Bus war nicht mehr da. Er würde mitten in der Nacht zurückkommen, aber ein Anruf beim Fahrer ergab, dass er bei unseren Sitzen nichts gefunden hatte.
Ich war ziemlich fertig. Wir setzten uns draußen auf eine Bank und ich vergoss ein paar Wuttränen als ich an den Vers „Suchet und ihr werdet finden“ dachte, der mir gerade wie blanker Hohn vorkam. Danach durchsuchte ich alle meine Sachen – wer weiß, ob irgendjemand ihn bei mir reingetan hatte – und Nico die seinigen, aber das Ergebnis blieb dasselbe – der Ausweis war nicht da.
Ich beschloss, dass wir zurück zum Busbahnhof gehen sollten und nach dem nächsten Kommisariat fragen – was wir dann auch taten und, nachdem wir drei Leute gefragt und drei unterschiedliche Wegbeschreibungen erhalten hatten, fanden wir es schließlich. Zuerst mussten wir warten, dann sagte der Polizist er könne nichts machen, weil Carlos minderjährig sei – ein volljähriger Verwandter müsse kommen und unterschreiben. Damit war der Fall für ihn erledigt und er wandte sich der wichtigen Aufgabe zu mich nach der Halskette zu fragen, die ich in Asunción gekauft hatte. Ich fand das ziemlich unangepasst und wir gingen schnell wieder, weil sie uns nicht helfen konnten/wollten (aber sie boten uns nicht an, Schmiergeld zu zahlen, wahrscheinlich dachten sie nicht, dass wir genug Geld hätten). Ich war ziemlich verzweifelt und rief bei Wiensens an, die uns rieten, wenigstens das Wasserkraftwerk Itaipu anzusehen, das in Paraguay liegt, und zu versuchen, ohne Ausweis nach Brasilien zu kommen.
Ich war müde, hungrig und enttäuscht…

Fortsetzung folgt – ich bin jetzt einfach zu müde den Rest der Geschichte zu schreiben.

Ein Kommentar

  1. Große Wasser – schon der Titel ist echt episch und Teil 1 der Geschichte erfüllt alle Voraussetzungen für eine neue Odisee.
    Carlos und Benni als Stephen Daedalus und Leopold Bloom erfahren die Widrigkeiten wie ehemals Odyseus und seine Gefährten. Die literarische Vorlage kann nur zu realem schwerem Wetter führen. Bin gespannt su die Fortsetzung, besonders auf den Zyklopen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.