Es passiert öfter, das der Unterricht hier mit einem Gebet, oder einem Bibelvers begonnen wird. Es ist ja schließlich eine christliche Schule und es ist ja nur ein bisschen heuchlerisch, wenn die meisten in der Klasse keine Christen sind. Deswegen wird meistens ein Vers aus Psalmen, oder Sprüche gewählt, das sind eh so allgemein gültige Phrasen über Weisheit, Frauen in machistischen Weltbildern und Gehorsam gegenüber Eltern und Lehrern.
Aber gestern übertrieb es mein Lieblingslehrer mal wieder: Sein Text war Offenbarung, Kapitel 16: Die Ausgießung der sieben Zornschalen.
Passt super in sein Weltbild voller Verschwörungstheorien und Weltuntergangsphantasien.
Die Interpretation folgte dann natürlich auch gleich auf den Fuß: Das ist jetzt. Punkt. Er erging sich dann nur weiter in Beispielen, was alles schreckliches von Wissenschaftlern – die möchte ich mal kennen lernen, diese Wissenschaftler, von denen er immer redet – vorhergesagt wurde: Sonnenverfinsterungen ( praktischerweise wie in Off. 16,10-11), und der gleichen mehr.
Keine theologische Interpretation. Angst und Schrecken konnten sich zum Glück nicht manifestieren, weil meine Mitschüler sowieso so fatalistisch denken, dass ihnen der Weltuntergang auch nichts mehr anhaben kann – oder ist es nicht Pech, dass ihr Weltbild keinen Platz für ihr Handeln lässt?.
Mein Kommentar, dass jede Generation behauptet, zu ihrer Zeit würde die Welt untergehen, ging in der (Klassen-)Welt unter. Der Lehrer antwortete mir, wenn man in meinem Land nicht daran glaube, wäre ihm das egal, aber für ihn wäre jetzt Armageddon.
Schließlich sagte er noch er fürchte sich vor falschen Propheten – ich auch Professor Valentin, ich auch.