Einen Vortrag versprechen ist nicht schwer, ..

… ihn halten aber sehr.

Ich bereite gerade einen Vortrag über meine Zeit in Palästina/Israel und bei Zelt der Völker vor. Nachdem ich etwa eine halbe Stunde vergeblich versucht habe, ein Foto aufzuhellen und als Hintergrund der Präsentation zu verwenden, machte ich mich an die eigentliche Präsentation – und wandte mich gleich wieder dem Hintergrund zu.

 

 

 

 

Es ist einfach schwierig, ein Jahr in Worte zu packen. Was wähle ich aus, welches Vorwissen kann ich erwarten? Was will ich eigentlich sagen?

Mein Konzept zur Zeit sieht so aus:

Von mehreren Palästinensern wurde ich explizit gebeten, zu Hause zu erzählen, was ich gesehen habe und so einen Beitrag zu leisten, dass hier ein klareres Bild über die Verhältnisse herrscht, das bei den Zuhörern dann zu einem Neubedenken unseres (Nicht-)Engagement führen könnte. Ich will mich also auf die Besatzung konzentrieren und wie sie alle Aspekte des Lebens beeinflusst.

Da ich den größten Teil meiner Zeit im Zelt der Völker verbracht habe, will ich die Geschichte dieses Projekts erzählen und von dieser Perspektive über israelische Besatzung und Wege des palästinensischen Widerstand mit seinen verschiedenen Verbündeten, Israelis und Ausländer, sprechen.

Die Geschichte von Dahers Weinberg ist ein Mikrokosmos der gesamten Situation Palästinas, da dort viele Aspekte der Besatzung deutlich werden:

  • Die Aufteilung des Westjordanlands in Zonen A,B und C durch die Osloverträge, die der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) die Kontrolle der ländlichen Gebiete komplett und der Dörfer teilweise (B=21% C=61% des Gebiets) entzogen hat.
  • Die Politik der Landkonfiszierung durch ergänzende Kooperation von Staat, Militär und Siedlerbewegung, sowie die zahlreichen Hindernisse für Palästinenser rechtlich Gerechtigkeit zu erlangen.
  • Der Missbrauch bürokratischer Planungsmittel, um Palästinensern in Zone C das Leben unmöglich zu machen, um  sie zum „freiwilligen“ Wegzug zu bewegen. Dazu gehören die Weigerung der israelischen Besatzungsmacht, Baugenehmigungen auszustellen, sowie palästinensische Gemeinden an die bestehende Infrastruktur für Strom, Wasser und das Verkehrsnetz anzuschließen. (Was ihre völkerrechtliche Verpflichtung wäre)
  • Der psychologische und physische Staatsterror Abrissbefehle für palästinensische Häuser und lebensnotwendige Infrastruktur zu erteilen und diese dann in der Schwebe zu lassen, ob sie tatsächlich ausgeführt werden.
  • Die de facto existierende Apartheid in den besetzten Gebieten zwischen israelischen Siedlern unter israelischem bürgerlichem Recht und Palästinenser_innen unter Militärrecht, krass unterschiedlichem Zugang zu Wasser und Baugenehmigungen und sogar teilweise getrennten Straßen. Dazu all die Zäune, Zivilisten mit Sturmgewehren und die ständige Militärpräsenz.
  • Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit von Palästinensern durch Straßensperren, Zerstörung von Straßen und Sperrung von Straßen für Palästinensern. Dazu kommt  natürlich die Mauer und die Checkpoints nach Israel und das besetzte Ostjerusalem.

Gleichzeitig zeigt Zelt der Völker auch einige Wege wie verschiedene Akteure versuchen, für Frieden und Gerechtigkeit und gegen Besatzung und Kolonialisierung zu arbeiten.

  • Die Familie Nassar, die unter dem Motto „Wir weigern uns Feinde zu sein“ einen Widerstand leisten, der versucht das Böse mit Gutem zu überwinden und in der gegenwärtigen Situation alles Mögliche zu tun, um eine Zukunft zu schaffen. Hierbei treffen sich ökologische Landwirtschaft, Widerstand gegen Unrecht und Bildungsarbeit mit hauptsächlich Touristen, aber auch anderen Palästinensern und Israelis in einer spannenden Mischung.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=4bH7YSexWAw[/youtube]

  • Internationale Freiwillige, die im Projekt sowohl praktisch mitarbeiten, als auch durch ihre Anwesenheit eine zivile Schutzpräsenz gegenüber Siedlergewalt und Militärrepression zu bieten versuchen. Gleichzeitig lernen sie den Konflikt näher kennen und können so zu Hause darüber informieren und dazu beitragen, dass die internationale Gemeinschaft der Besatzung ein Ende macht.
  • Israelische Verbündete des Projekts, die lernen, dass Palästinenser nicht ihre Feinde sind, und diese Erkenntnis nach Hause weitertragen. Aus dieser Begegnung kann auch ein gemeinsamer Kampf gegen die Besatzung entstehen, der sich in Demos niederschlägt, oder in dem Bau einer Komposttoilette.
  • Internationale Organisationen, wie die Grünhelme, die mit den Photovoltaikanlagen auf Dahers Haus Hilfe zur Selbsthilfe geleistet haben.

Hierbei ist es auch ein gutes Beispiel für die negativen Auswirkungen mancher gut gemeinter Bemühungen:

  • „Entwicklungshilfe“, die neue Straßen für Palästinenser baut, wenn Israel die alten Straßen für sie sperrt. Statt Druck auf Israel auszuüben, seine rassistische Politik zu ändern, hilft die gut gemeinte „Unterstützung“ das Apartheidssystem weiter auszubauen. Dazu gehört auch die abhängig machende Spendenpolitik des Westens, staatlich, wie zivilgesellschaftlich, die den palästinensischen Widerstand lähmt. Hierbei bin ich froh, dass Zelt der Völker sehr bewusst mit Spenden umgeht, und diese auch teilweise ablehnt.

Mit diesen Punkten sollte ich eigentlich schon ein abendfüllendes Programm haben, dass eine gute Einführung in Situation und meine Arbeit liefert. Dazu noch ein paar Bilder von meiner Arbeit und kleine Spezifizierungen je nach Publikum.

Was denkt ihr? Gibt es etwas, dass euch brennend interessiert und dass ich nicht behandelt habe? Macht die Form für euch Sinn?

Ich freue mich über Rückmeldung.

 

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