Wozu öffentliche Bibliotheken führen können

Robs hat einen neuen Artikel geschrieben, eine Anekdote aus der Gemeinde über Autonomie und einfaches Leben, und über ein Buch, das in ihrer Gemeindebibliothek vorhanden sein wird. Er schreibt auch, dass ihn dieser Blogeintrag über Andrew Carnegie“ nochmal bestätigt hat in der Idee die Gemeindebibliothek zu gründen.

Mal nachsehen, vom wem „dieser Blogeintragist. Ah, Kerstin, von ihr habe ich schon länger nichts mehr gelesen, schön was schreibt sie denn so über Andrew Carnegie, den zweitreichsten Mann der Welt, nach John Rockefeller?

„Vor fast 200 Jahren tat sich ein Weber in Schottland mit einigen anderen Männern zusammen. Sie stellten die fünf (!!!) Bücher, die sie besaßen, der Allgemeinheit zur Verfügung, eröffneten eine Leihbibliothek. Als dampfbetriebene Webstühle aufkamen und die Handweber mit der Konkurrenz nicht mithalten konnten, verarmte die Familie und wanderte nach Amerika aus.
Sein Sohn Andrew
[Carnegie] profitierte davon, dass ein reicher Bürger Philadelphias, seine private Bibliothek für interessierte Arbeiterjungs öffnete – man konnte sich jede Woche ein Buch ausleihen. Andrew bildete sich so gut er konnte und er hatte die Fähigkeit, Trends zu erkennen“

Da hat Robert also die Bestätigung für die Gemeindebibliothek her. Schön, dass Andrew trotz dem wirtschaftlichen Ruin seiner Eltern durch die industrielle Revolution eine zweite Chance bekommen hat. Hoffentlich behält er in Erinnerung was er erfahren und nutzt seine Fähigkeit, Trends zu erkennen“ dazu, den beginnenden Großkapitalismus zu erkennen und etwas für die zu tun, die ein ebenso hartes, oder härteres Schicksal hatten wie er.

Ich lese weiter:

„In seinem Essay “The Gospel of Wealth” schrieb er einige seiner Überzeugungen nieder. Für ihn war der Glaube an den Fortschritt und die Weiterentwicklung der Menschheit Antrieb und Motivation. Er war überzeugt davon, dass begabte Menschen den technischen und wirtschaftlichen Fortschritt der Menschheit entscheidend voranbringen würden. Dass sie in dem Prozess auch reich würden, war für ihn selbstverständlich.“

Da Carnegie sich nicht als Christ bezeichnete, werde ich nicht auf den seltsamen Begriff des „Evangelium des Reichtums“ und den Widerspruch zum Evangelium Christi eingehen. Das könnt ihr selber tun, ich empfehle Matthäus 19,24.

Begabte Menschen bringen die Menschheit technisch und wirtschaftlich in der Tat weiter. Aber auf diesen Fortschritt kommt es doch gar nicht an. Es kommt darauf an, dass wir wissen, was wir mit den neuen Techniken anfangen sollen, ob diese uns hilft bessere Menschen zu sein. Gleiches gilt für die Wirtschaft.

Aber das tun sie beide gerade nicht, Technik macht uns abhängiger von der Wirtschaft, weil wir nicht länger wissen, wie wir ohne die Technik, die auf komplizierter Arbeitsteilung aufgebaut ist, leben sollen und die Wirtschaft redet uns ein, wir müssten immer mehr Technik kaufen. Um diese Technik herzustellen wird ein Großteil der Hersteller (der echten Hersteller!) ausgebeutet, muss in unwürdigen und giftigen Bedingung arbeiten, stirbt in Folge dessen früher und ihre Kinder haben keine Bildung – außer natürlich wenn wie bei dem jungen Carnegie ein netter reicher Mann die Bibliothek öffnet.

Das man reich wird, wenn man die Arbeitskraft derer ausnutzt, die ungebildet sind, deshalb keine andere Arbeit finden können und ihnen dann weniger zahlt, als das, was sie produzieren, wert ist, ist irgendwie selbstverständlich.“ .

Aber, „Er hielt es für eine Schande, wenn ein Mensch reich sterben würde.“

Mist, da hat er jetzt das ganze Geld, wohin nur damit? Der Artikel verrät uns wie Carnegie darüber dachte:

„- Geld zu vererben betrachtete er als Gefahr für den Charakter der Erben, die möglicherweise nicht gut mit dem Reichtum umgehen würden.
– Geld zu verteilen hielt er für unsinnig, da seiner Meinung nach viele Menschen es nur für Konsum, nicht jedoch für persönliche Weiterentwicklung verwenden würden. Nachvollziehbar. Als ich im Flugzeug über die Spenden las, sagte mein Sitznachbar: “Die sollten mir was von dem Geld geben.” Auf meine Frage, was er denn mit dem Geld tun würde, antwortete er “Going to the beach and party…and have some drinks.” Aha.
– Geld dem Staat zu vererben hielt er für unsinnig, da damit nicht sichergestellt wäre, dass das Vermögen auf eine gute Art und Weise und im Sinn des Spenders verwendet würde.
Damit blieb für ihn nur die Option
– Geld während der eigenen Lebenszeit in Projekte und Dinge zu investieren, die dem Wohl und dem Fortschritt der Menschheit dienen.
Andrew Carnegie, lebte gemäß seiner eigenen Überzeugungen. Für ihn war der Zugang zu Bildung sehr wichtig und so finanzierte er unter anderem den Bau und die Ausstattung von mehr als Tausend Bibliotheken. Auch die Carnegie Hall in New York wurde von ihm finanziert. Insgesamt spendete er zu seinen Lebzeiten mehr als 90 % seines enormen Vermögens für Bildung und andere soziale Zwecke.“

Ich muss Carnegie recht geben, die drei ersten Optionen sind Schwachsinn und würden wahrscheinlich großen Schaden anrichten, weil Menschen mit so viel Geld eben nichts anfangen können.

Und seine Lösung ist doch genial, der Mann finanziert nachhaltige Institutionen, die vielen Menschen geholfen haben.

Bleibt nur die Frage, wie vielen Menschen er auf dem Weg dorthin geschadet hat.

Wie viele sind wegen ihm verarmt und brauchten deshalb erst seine Hilfe?

Ich hoffe, dass die Gemeindebibliothek in Costa Azul keine Carnegies hervorbringt. Die Welt hat schon genug wohlmeinende Kapitalisten. Ich hoffe, dass die Gemeindebibliothek Aktivisten, Rechtsanwälte, Bauern, Pastoren und Politiker hervorbringt, die die Unterdrückung, die uns Technik und Wirtschaft gebracht haben beenden. In Paraguay, Südamerika und der ganzen Welt. Und wenn ich mir die Bücher ansehe, von denen ich weiß, dass sie dort stehen werden, bin ich guter Hoffnung.


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