Eure Gebete sind unser Schutz

Was kann Gebet bringen? Im letzten Monat haben wir uns immer wieder damit beschäftigt, jetzt ist der Ernstfall eingetreten. Es gibt wieder Krieg in Europa, und wir wissen nichts zu tun, außer Beten.

Außer Beten? Woher kommt diese Idee, dass Gebet ein Mittel letzter Wahl sei? Etwas, dass wir nur aus unserer Ohnmacht heraus tun, weil uns nichts „Besseres“ einfällt?

Ernst von der Recke hat mir gestern eine Email weitergeleitet von Menschen aus der Ukraine, die schrieben: „Eure Gebete sind unser Schutz.“

Eure Gebete sind unser Schutz. Was eine Aussage. Gebete sind nicht das letzte halbherzige, das wir tun, so wie Flaggen auf ein Facebook-Profil stellen. Gebete sind mächtig. Sie sind Schutz inmitten des Krieges.
Leider wurde nicht ausgeführt, was die Frau aus der Ukraine damit meinte. Wahrscheinlich zunächst Schutz im physischen Sinne, dass die Gebete als Schutz vor Lebensgefahr bieten.
Aber ich glaube auch, dass Gebete ein Schutz sind, davor dem Mythos der erlösenden Gewalt zum Opfer zu fallen, zu glauben, dass nur militärische Gewalt dieser Gewalt ein Ende setzen kann.
Gebete sind auch ein Schutz davor, die Hoffnung auf Frieden und Gerechtigkeit zu verlieren.

Walter Wink, ein US-Theologe der über jahrzehnte in vielen gewaltfreien Bewegungen von der Bürgerrechtsbewegung über Südafrika bis in die Phillipinen aktiv war schreibt über die Fürbitte:

„Fürbitte ist der spirituelle Widerstand gegen das, was ist, im Namen dessen, was Gott verheißen hat.
Fürbitte heißt, unsere Vorstellungskraft auf eine alternative Zukunft zu richten, anders als die, welche vom Schicksal durch das Zusammenwirken gegenwärtiger Kräfte bestimmt zu sein scheint. Das Gebet lässt die Luft einer kommenden Zeit in die erstickende Atmosphäre der Gegenwart hereinwehen.
Die Geschichte gehört den Fürbittern, die durch ihren Glauben, die Zukunft heraufführen.
Die Zukunft ist nicht abgeschlossen, und nicht vorhersehbar. Sogar eine kleine Anzahl Menschen, die sich verbindlich engagieren für eine neue Unabwendbarkeit, auf die sie ihre Vorstellungskraft gerichtet haben, kann die Gestalt der Zukunft entscheidend beeinflussen.“ 154f.


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