Der schlechteste Tag bis jetzt

Am Donnerstag ging es mir ziemlich dreckig. Ich hatte von 7:00 Uhr bis 18:20 Uhr Unterricht, währenddessen ich gelangweilt und genervt Tagebuch schrieb, weil ich es nicht aushielt, dass beispielsweise der Mathelehrer die einfachsten Formeln nicht herleitet, sondern man sie nur auswendig lernen soll, was das Problem (lineare Funktionen, aber nicht geometrisch sondern nur arithmetisch und nur mit natürlichen Zahlen als x-Werten) extrem vergrößert hat. Und das war nur ein Beispiel von vielen! In der Pause saß ich schweigend rum, weil mir kein Gesprächsthema einfiel. Es war schrecklich.

Als ich endlich zu Hause war, wollte ich mit einem alten Freund aus USA skypen, was endlich mal geklappt hat. Er hat viel zu tun und mit der Zeitverschiebung verpassten wir uns oft, obwohl wir den Zeitpunkt vorher ausgemacht hatten.

Er verstand meinen Frust sehr gut, weil er selber als Missionarskind und Freiwilliger in Bammental oft in fremden Umgebungen war und gab mir gute Tipps, wie ich besser mit meinen Problemen umgehen kann: ich will versuchen die Leute mehr zu verstehen als etwas in der Schule zu lernen, was ih wohl sowieso vergessen kann…

Vor dem Gespräch hatte ich meine neuen Emails gelesen und war erschüttert, als ich den Kostenvoranschlag von Canada Viajes las, einem Reisebüro in Asunción, das Robert mir empfohlen hatte: 205$ pro Person für eine Nacht und zwei Tage in Foz de Iguazu, wo ich mit zwei Freunden hingehen wollte.

Ach das habe ich ja noch gar nicht erzählt. Ich hatte zwei  Jungs aus der Gemeinde eingeladen, mit mir zu den Iguazufällen zu fahren, weil ich nicht alleine hingehen wollte, sie besser kennen lernen wollte und sie auch noch nicht da waren. Sie könnten es sich auch nur schwer leisten dort hin zu fahren. In meiner Naivität hatte ich gesagt ich würde sie einladen, ohne mich vorher über die Preise zu informieren.

615$, umgerechnet ungefähr 465€ waren mir dann doch zu viel. Nach einer eigenen, oberflächlichen Suche kam ich auf insgesamt 400$ also circa 300€; immer noch zuviel. Mein hilfreicher Freund, mit dem ich während meinem Schock skypte, riet mir alleine zu gehen, einerseits wegen dem Kostenfaktor, andererseits, weil mit noch relativ frischen Freunden problematisch sein kann…

Ich war noch unsicher und überlegte mir verschiedene Möglichkeiten, weil ich keinen von beiden und schon gar nicht BEIDE wieder ausladen wollte…

Nachdem ich eine gute Stunde telefoniert hatte, musste der Freund sich für sein Studium vorbereiten und so verabschiedeten wir uns.

Mein erstes Problem mit dem Kulturschock war gelöst, oder zumindest gelindert, und an seine Stelle war die Frage, wie ich mit den enormen Preisen und den gegebenen Versprechen umgehen sollte.

Bald kamen die Wiensens von einem Schnellimbiss zurück und brachten mir etwas mit, weil ich ja wegen meinem Telefonat nicht mitkommen konnte. Während dem Essen fragte ich sie nach ihrer Meinung und die gaben sie mir dann auch. Ich solle einen ausladen und mit diesem könne ich ja dann woanders hinfahren, was ich sowieso geplant hatte. Ein guter Plan, bis auf die kleine Sache, dass er beinhaltete, dass ich einem von beiden sagen musste er könne nicht mitkommen.

Gegen 22 Uhr ging ich ins Bett und konnte nicht schlafen, das letzte Mal schaute ich um 3 Uhr auf den Wecker und dann war es plötzlich schon 6 Uhr. Irgendwann dazwischen werde ich wohl geschlafen haben.

Das war der schlechteste Tag bis jetzt. Jetzt kommt der beste.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.