Ostergedanken

„Ostern im Heiligen Land! Wie ist das so?“ haben mich nun einige Freunde gefragt. „Wie Ostern eben“ habe ich meist geantwortet. Denn so war es. Ich war nur am Palmsonntag zu einer riesigen Prozession in Jerusalem, die vom Ölberg aus in die Stadt einzog –  ansonsten habe ich keinen der Feiertage in Jerusalem verbracht.

Die toten Steine der Kirchen und die Massen an Pilgern, die durch die Straßen ziehen und leider allzu selten Blicke auf etwas anderes als Steine und Gold werfen, machen mir die „heilige Stadt“ schon außerhalb der Feiertag manchmal unangenehm. Wie würde Jesus wohl reagieren, wenn er den Kult sehen würde, der an der Stelle praktiziert wird, wo er das letzte Opfer brachte und die Kult unnötig machte und an seine Stelle die einfache Gemeinschaft Gott setzte?

Jedenfalls verbrachte ich die Heilige Woche auf der Farm, arbeitend und über die Ereignisse der Woche nachdenkend. Gestern wanderten wir Freiwilligen im Wadi Qelt zwischen Jerusalem und Jericho, wo wir über die Geschichte des Guten Samariters und den Psalm 23 nachdachten, die wohl beide hier spielen.

Heute morgen hatten wir eine wunderschöne Andacht, die von einem englischen Ehepaar vorbereitet war, aber ziemlich spontan von uns allen gestaltet wurde. Frei nach 1. Korinther 14,26 „Wie ist es denn nun, liebe Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeglicher Psalmen, er hat eine Lehre, er hat Zungen, er hat Offenbarung, er hat Auslegung. Laßt alles geschehen zur Besserung!“

Wir lasen die Passions- und Ostergeschichte nach Matthäus und priesen Jesus für seinen Sieg über die Mächte des Todes und der Imperien. Das improvisierte Kreuz wurde während der Andacht vom Wind umgeblaßen. Der Geist zeigte uns, dass wir nicht das Kreuz anbeten, sondern den Gekreuzigten, der auferstand!

Wie also war Ostern im Heiligen Land? Wie immer und doch ganz anders. Aber nicht, weil dieses Land besonders heilig ist, sondern weil die Gemeinschaft, die wir hier haben, heilig ist, und nicht zuletzt weil alles Land heilig ist. Die ganze Erde ist des Herrn, nicht nur Palästina, Israel, Kanaan, oder wie man es nennen mag.

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