Jesaja 2,1-5: eine unrealistische Vorstellung?

Ich schreibe zur Zeit meine erste Proseminarsarbeit zu Jesaja 2,1-5:

1Das Wort, das Jesaja, Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem sah:

2Und es wird sein in den späteren Tagen; fest gegründet wird sein der Berg des JHWHs an der Spitze der Berge und erhoben über den Hügeln. Und es werden strömen zu ihm alle die Völker.

3Und viele Völker werden gehen und sagen: Auf, lasst uns zum Berg JHWHs ziehen, zum Haus des Gottes Jakobs, und er wird uns seine Wege lehren und wir wollen auf seinen Pfaden gehen.

Denn von Zion kommt Weisung und das Wort JHWHs aus Jerusalem.

4Und er wird richten zwischen den Völkern und das Richteramt ausüben für viele Völker. Und sie werden umschmieden ihre Schwerter zu Ackerwerkzeugen und ihre Speere zu Winzermessern.

Nicht wird ein Volk gegen ein Volk ein Schwert erheben und nicht werden sie Krieg mehr einüben.

5Haus Jakobs, lasst uns gehen und gehen im Licht JHWHs.

Spätestens seit meiner Zeit in Palästina ist dies eine meiner Lieblingsstellen. Sie gibt mir Hoffnung, dass Friede auch dort wachsen kann, wo es jetzt nicht danach aussieht. Trotz ihres visionären Gehalts ist sie dennoch völlig im Boden verwurzelt, und macht konkrete, realisierbare Vorschläge, wie Unrecht überwunden und welchem Zweck sinnlose Kriegswerkzeuge zugeführt werden können.

Walter Brueggemann vergleicht diese Vision mit Martin Luther King’s „I have a dream“ Rede, die beide von einer Zeit sprechen „deren Samen noch nicht gesäht sind“.

Bei meiner Literaturrecherche fällt mir auf, wie sehr Exegese vom eigenen Wirklichkeitshorizont abhängt. Die meisten Exegeten halten die Stelle für vollkommen eschatologisch, d.h. sie spricht von einem zukünftigen Zustand, der in der Geschichte niemals eintreten kann. Aber ist es nicht eine ganz praktische Anleitung für Menschen in allen Zeiten, wie sie mit Krieg und Unterdrückung umgehen sollen?

Lasst uns gehen, und gehen im Licht JHWHs.

Die freiwillige Unterwerfung der Nationen unter Gottes Gerechtigkeit und die umfassende Abrüstung mag noch weit von uns sein. Aber wir (ich schließe mich ganz bewusst ins Haus Jakobs ein) können jetzt schon auf Gottes Wegen gehen, und Teil der Völker sein, die sagen:

Auf, lasst uns zum Berg JHWHs ziehen, zum Haus des Gottes Jakobs, und er wird uns seine Wege lehren und wir wollen auf seinen Pfaden gehen.

Und so erinnern wir auch das Haus Jakobs daran, nicht länger auf „Wagen und Rosse“, oder heutzutage eben Panzer und Raketenabwehrsysteme zu vertrauen, sondern auf seinen Gott, den Gott Jakobs.

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